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1. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 16

1861 - Glogau : Flemming
16 von Ober Ungarn, das den Türken entrissen wurde, von Galizien und Lodomirien und von der Buko- wina gelangt (vgl. Jys* 48). Dem Hause Bourbon ist es gelungen, auf die Throne von Spanien, Neapel und Parma seine Mitglieder zu erheben. Spanien, das von 1580 —1640 Portugal be- sass, hat seine frühere Machtstellung verloren. Frankreich ist durch den Eisass, Metz, Toul und Verdun, fast ganz Artois, Roussillon etc., die Franche Comté, Lothringen und das den Genuesen abgekaufte Corsica vergrössert worden (vgl. J\@ 60). Über Italien siehe j\s* 53. Die nördlichen Niederlande haben sich von Spanien losgerissen und sich zu einer Repu- blik unter einem Erbstatthalter aus dem Hause Oranien vereinigt. England, Schottland und Irland sind zu Einem Staate vereinigt, an dessen Spitze nach Ab- setzung der Stuarts das Haus Oranien und später Hannover gesetzt wurde. Über die innern Verhältnisse Deutschlands siehe Jw 39. 40. Schweden war schnell zu einer Hauptmacht aufgestiegen, aber von dieser Höhe eben so schnell durch die tollkühnen Unternehmungen Karl’s Xii. herabgesunken. Von seinen Eroberungen sind ihm nur Hailand, Schonen und Bleckingen, Jämteland und Herjedalen und in Deutschland Vorpommern und Rügen verblieben. Dänemark und Norwegen sind noch ver- einigt. Russland hat seine Macht bedeutend erwei- tert; dadurch, dass es den Schweden Esthland und Liefland abnahm und die mongolischen Reiche ims. sich unterwarf, fasste es festen Fuss an der Ostsee und an dem schwarzen Meere. Im W. hat es von den Polen bedeutende Gebiete erworben. Polen hat bei der ersten Theilung 1772 fast den vierten Theil seines Gebietes verloren und ist zu einem völlig ohnmächtigen Staat herabgesunken. Blatt Xiii. J\? 33. D as Reich Napoleons im J. 1812. Deutschland (vgl. Bl.xvii. Jy? 40) verlor 1791 an Frankreich die im Eisass und in Lothrin- gen liegenden Länder, im Frieden zu Basel 1795 die preuss. überrheinischen Besitzungen (einen Theil von Kleve, Geldern, Mors), im Frieden zu Luneville 1801 das ganze linke Rheinufer (1200 Q. M. mit 4mill. Einw.). Die dadurch beeinträch- tigten Fürsten wurden durch geistliche Besitzungen und Reichsstädte entschädigt. Nach dem Reichs- Deputations-Hauptschluss vom 25. Februar 1803 erhielten Oesterreich diebisthümertrident und Brixen (für den Breisgau); Preussen diebisth. Plildesheim und Paderborn, ein Dritttheil des Bisth. Münster, Erfurt nebst dem Eichsfelde, die Reichs- städte Goslar, Mühlhausen, Nordhausen etc. (vgl. Jy? 43); Bayern die Bisth. Würzburg, Bamberg, Augsburg etc.; Württemberg 7 Abteien, Stifter, 9 Reichsstädte; Baden Heidelberg, Mannheim, das Bisth. Constanz; Hessen-Darmstadt das zu Cöln gehörige Herzogth. Westphalen; Hannover das Bisth. Münster, Oldenburg das Fürstenth. Lübeck. Zugleich bekamen auch fremde Fürsten für ihre anderweitigen Verlüste Entschädigungen in Deutschland, nämlich der Grossherzog von Toscana das Erzbisth. Salzburg, der Herz, von Modena den österr. Breisgau und der Erbstatt- halter der Niederlande die Abteien Fulda und Corvey. Von 48 Reichsstädten blieben nur 6 übrig. Zu den 5 alten weltlichen Kurfürsten Bayern, Sachsen, Brandenburg, Böhmen, Hannover kamen 4 neue: Hessen-Kassel, Württemberg, Baden, Salzburg. Von geistl. Reichsständen blieb nur der Hoch- und Deutschmeister und der Kurfürst von Mainz, welcher Aschaffenburg, Regensburg (Resi- denz), Wetzlar und den Titel Kurerzkanzler erhielt. Im Frieden zu Pressburg, 26. Dec. 1805, verlor Oesterreich, ausser dem venetianischen Gebiete, alle seine Besitzungen vom Rhein bis zur Grenze des Erzherzogthums. Davon erhielten Baden und Württemberg die schwäbischen Länder, Bayern die Grafschaft Tyrol, Trident, Brixen, Eichstädt, wogegen es Würzburg an den Kurfürsten von Salzburg abtrat, dessen Lande Oesterreich erhielt. Im Traktat zu Wien, 15. Decbr. 1805, be- kam Preussen für Anspach, das an Bayern kam, und für Neufchatel und den Rest von Cleve, die an Frankreich kamen, Hannover. Bereits am 10. August 1804 hatte Kaiser Franz Ii. den Titel Erbkaiser von Oesterreich an- genommen; als nun am 12. Juli 1806 deutsche Fürsten den Rheinbund schlossen, resignirte er am 6. August 1806 auf die deutsche Kaiserkrone und erklärte den deutschen Reichsverband für aufgelöst. Der Rheinbund wurde später erweitert und bestand aus dem Rath der Könige (4 Königreiche: Bayern, Württemberg, Westphalen, Sachsen und 5 Gross- herzogthümer) und dem Rath der Fürsten (12 Her- zogth. und 13 Fürstenth.). Im Frieden zu Tilsit, 9. Juli 1807, verlor Preussen alle Länder westlich der Elbe. Aus ihnen, sowie aus Hessen-Cassel, Braunschweig und einem Theile von Hannover wurde das Kgr. West- phalen für Hieronymus Bonaparte und aus den preussisch-polnischen Provinzen das Grossherzogtli. Warschau für den König von Sachsen geschaffen. Danzig wurde eine Freistadt, Erfurt behielt Napo- leon für sich. Im Frieden zu Wien, 14. Oct. 1809, trat Oesterreich Salzburg und Berchtesgaden an /

2. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 18

1861 - Glogau : Flemming
18 zu Sachsen, später zu Franken gehörend, wurde 1130 eine selbständige Landgrafschaft. Die schon von Karl d. Gr. errichtete Nord- mark oder Ostsachsen wurde von Heinrich I. wieder hergestellt und später bis zur Oder erwei- tert. Die Kämpfe gegen die Slaven wurden jedoch erst durch Albrecht den Hären beendigt (vgl. Jvs?'41). Burgund oder das Kgr. Arelat(vgl.bl.xxii. ,A:'* 58) vereinigte Conrad Ii. mit dem deutschen Reiche; es stand jedoch mit ihm nur in loser Verbindung. Die Herzoge von Böhmen mussten mehrmals zur Anerkennung der Lehnspflicht gezwungen wer- den. Bisweilen erhielten sie von den Kaisern den Königstitel. Erblich wurde dieser erst seit Otto- kar I. (1198 —1230). Mähren war seit Anfang des Ilten Jahrh. mit Böhmen vereinigt, stand jedoch öfter unter besondern Fürsten des böhmischen Herrscherhauses, Die an Norddeutschland angrenzenden Slaven zerfielen injmehrere Stämme: Obotriten, Polaber und Wagrier; Lutizen oder Wilzen, zu denen die Rhedarier und Tollenser gehörten; Heveller, Ukrer, Brizaner; Sorben zwischen Mulde und Saale und die ihnen verwandten Lusizer, Milziener, Dale- mincier; Pommern etc. — Das vom Obotriten- fürsten Gottschalk um 1042 gegründete grosse Reich Slavien löste sich schon 1121 auf. — Pom- mern zerfiel seit 1107 in Vorpommern und Pome- rellen, welche durch die Persante von einander geschieden waren. — Die polnischen Herzoge suchten sich allmälig der Oberhoheit des deutschen Reichs, welche Miesko (964 — 92) anerkannt hatte, zu entziehen ; Boleslaw Iii. theilte das Reich unter seine vier Söhne: Wladislaw als Oberherzog erhielt Schlesien mit Krakau, Boleslaw Masovien mit Cu- javien, Dobrczyn und Culm, Mieczyslaw Gross- polen, Heinrich Kleinpolen (vgl. Jw 67). Jw 36. Preussen in der Mitte des 14ten J ahrhunder ts. Es sind auf der Karte die 11 alten Landschaf- ten angegeben, in welche Preussen vor Ankunft des deutschen Ritterordens zerfiel: Culm, Pome- sanien, Pogesanien oder Hoggerland, Ermland oder Warmien, Galindien, Natangen, Samland, Na- drauen, Schalauen, Barten, Sudauen. Blatt Xv. Jvf 37. Deutschland im Jahre 1512. Die alten grossen Herzogthümer sind zerfallen; das deutsche Reich hat sich in viele einzelne Ge- biete aufgelöst, die durch den Grundsatz der Ver- erbung nach dem Erstgeburtsrecht allmälig zu grossem Ganzen vereinigt sind. In Frisland haben bedeutende Gebiete er- langt die Bischöfe von Utrecht und die Grafen von Holland ; längs der Nordküste von der Zuyder See bis zur Weser liegen die Lande der freien Frisen. In Niederlothringen finden wir das Her- zogthum Brabant, die Grafschaften Luxemburg, Limburg, Geldern, Hennegau, das Erzbisth. Cöln, das Bisth. Lüttich, die Herzogthümer Jülich und Berg (1423 mit einander verbunden und 1511 durch das Herzogth, Kleve und die Grafsch. Mark ver- grössert); in Oberlothringen die Bisthilmer von Metz, Toul und Verdun; in Schwaben das Her- zogth. Württemberg, die Markgrafsch. Baden in drei von einander getrennten Theilen, die Grafsch. Zollern, das Bisth. Augsburg, die zu Oesterreich gehörigen Markgrafschaft Burgau, Grafsch. N eilen - burg, Landgrafsch. Breisgau. In Bayern kam nach dem Sturz Heinrich des Löwen die Herzogswürde an Otto I. von Wittels- bach 1180; seine Nachfolger erlangten 1215 die Rheinpfalz; nach dem Vertrage zu Pavia 1329 er- hielt Ludwig der Bayer (seit 1314 Kaiser) Ober- bayern, womit er nach dem Erlöschen der nieder- bayernschen Linie auch Niederbayern verband, und sein Bruder die Rheinpfalz und ein Stück vom nördl. Bayern (seitdem Oberpfalz genannt). Beide Linien theilten sich wieder in mehrere Zweige. Die Zweige der ersteren vereinigte Albrecht Iv. von Bayern-München (f 1508), der 1506 Untheil- barkeit und das Recht der Erstgeburt einführte. Von den Zweigen der letzteren waren zur Zeit der Reformation noch übrig Kurpfalz und Simmern. Das Herzogth. Sachsen war nach der Aech- tung Heinrichs des Löwen 1180 zerfallen, der westl. Theil als Herzogth. Westphalen an das Erz- bisth. Cöln, — Lauenburg, Holstein etc. nebst dem sächsischen Herzogstitel an Bernhard von As- canien etc. gekommen. Ferner finden wir hier das Erzbisth. Bremen, die Bisthümer Münster, Osna- brück, Minden, Paderborn, Hildesheim, Verden, die Fürstentümer Göttingen, Grubenhagen, die Grafschaften Oldenburg, Tecklenburg, Bentheim etc. Nach dem Tode Albrechts des Bären kam 1170 an seinen älteren Sohn Otto die Mark, die 1415 durch kaiserliche Belehnung an das Haus Hohen- zollern gelangte, — und an seinen jüngern Sohn das Anhaitische Gebiet. Aus letzterem gingen her- vor das Herzogth. Sachsen-Wittenberg (1422 an Meissen fallend), das Herzogth. Sachsen-Lauenburg (1689 an Braunschweig fallend). Die Mark Meissen hatte 1127 Conrad von Wettin erhalten. Heinrich der Erlauchte erhielt 1247 noch dazu die Landgrafsch. Thüringen, musste aber 1264 die thüringschen Herrschaften im jetzigen Hessen an Heinrich das Kind, den Stammvater der hessischen Fürstenhäuser, abtreten. Friedrich der Streitbare erbte 1422 Sachsen-Witten-

3. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 19

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19 berg, worauf der Name Sachsen auf alle wettin- schen Lande überging; 1485 fand eine Theilung zwischen den Brüdern Ernst und Albert statt ; jener erhielt das Kurland nebstthüringen, dieser Meissen. Im ehemaligen Franken finden wir die Bis- thümer Bamberg, Würzburg, Worms, Speyer, die Abtei Fulda, das Erzbisthum Mainz, zu dem auch das Eichsfeld gehört, die Grafschaften Nassau, Wied, Hessen (seit 1292 Landgrafschaft und nach mehrfachen Theilungen 1500 wieder zu Einem Ganzen vereinigt), die brandenburgsclien Lande Anspach und Bayreuth. Die Markgrafsch. Oesterreich ward 1156 durch das Land ob der Ens vermehrt und zu einem Herzogthum erhoben. Später kamen zu ihr noch Steyermark und Krain. Nach dem Aussterben der Babenberger nahm sie Ottokar von Böhmen in Besitz, der durch Erbschaft nodi Kärnthen, Hister- reich etc. gewann. Als er wegen seines Wider- standes gegen Kaiser Rudolph von Ilabsburg ge- ächtet war, belehnte dieser 1282 seine beiden Söhne Albrecht und lludolph mit Oesterreich und Steyer- mark; 1335 wurden Kärnthen, 1363 Tyrol und später einzelne Besitzungen in Schwaben (Vorder- österreich) und im Eisass erworben, dagegen gin- gen die habsburgischen Staminlande in der Schweiz verloren; 1453 wurde das Herzogthum zu einem Erzherzogthum erhoben. Maximilian 1, erheirathete die reichen Niederlande, wodurch die habsburgsche Macht die bedeutendste in Deutschland wurde (vergi. Blatt Xix). Ausser diesen Ländern gab es noch eine Menge freier Städte, von denen die wichtigsten auf der Karte angegeben sind. Ladislaus Ii., König von Böhmen, war 1489 auch zum König von Ungarn erwählt worden. Schlesien war in eine Menge Fürstenthümer und Herrschaften zerfallen und hatte sich unter böhmische Oberhoheit begeben. Pommern war nach dem Tode Boleslaus X. 1478, der es zu einem Ganzen vereinigt hatte, in die Herzogthümer Wolgast und Stettin zerfallen. Der Staat der deutschen Ordensritter im No. ist von seiner Höhe herabgesunken; der westl. Theil nebst Ermland war 1466 an Polen abgetreten, der östliche ein polnisches Lehen ge- worden . Dem Bündniss der Waldstädte in der Schweiz hatten sich nach und nach mehrere Orte ange- schlossen ('vgl. . V‘ 50). Dadurch waren sie im Stande, nicht nur die Angriffe von Aussen abzu- wehren, sondern auch die in ihrer Mitte liegenden Besitzungen fremder Herren (z.b. der Habsburger) sich zu unterwerfen. Jw 38. Die durch Maximilian vollzogene Kreiseintheilung bestand bis zu Anfang dieses Jahrhunderts. Die 10 Kreise waren ; 1) der österreichische (wozu auch die in Schwaben liegenden österreichischen Be- sitzungen gehörten). 2) Der bayersche. 3) Der schwäbische. 4) Der fränkische. 5) Der kurrhei- nische. 6) Der oberrheinische. 7) Der nieder- rheinisch-westphälische. 8) Der obersächsische. 9) Der niedersächsische. 10) Der burgundische. — Böhmen nebst den zugehörigen Ländern Mähren, Schlesien, Lausitz gehörte zu keinem Kreise. Blatt Xvi. „V? 39. Deutschland zu Anfang des dreissig- jährigen Krieges. Das habsburgische Haus hat im O. ein bedeu- tendes Läiulergebiet erworben. Böhmen nebst den zugehörigen Ländern, sowie Ungarn waren 1527 an Ferdinand I , nachherigen deutschen Kaiser, gefallen. Wegen Ungarn hatten sich jedoch hef- tige Kriege mit den Türken entsponnen, indem diese Niederungarn bis zu der auf der Karte an- gebenen Grenze erobert hatten und bis 1699 im Besitz behielten. Der burgundische Kreis ist aus dem en- geren Reichsverbande gekommen, indem Karl V. ihn seinem Sohne Philipp Ii. von Spanien 1555 übergab; die 7 nördl. Provinzen haben sich 1581 von Spanien losgesagt und einen Bundesstaat unter ' Statthaltern aus dem Hause Nassau-Oranien ge- gründet. Im oberrheinisehenkreise hat Heinrich Ii. von Frankreich für die den protestantischen Für- sten geleistete Hülfe Metz, Toul und Verdun ge- nommen und gegen Karlv. behauptet. Hessen war nach dem Tode des in der Reformationsgeschichte bekannten Philipp des Grossmüthigen 1567 unter dessen vier Söhne getheilt worden; von den vier Linien waren indessen nur noch zwei übrig ; Hes- sen-Cassel und Hessen-Darmstadt, von welcher letzteren sich 1596 die Nebenlinie Hessen-Homburg abgezweigt hatte. Im westphälischen Kreise sind nach dem Tode des letzten Herzogs von Jülich dessen Lande 1614 vorläufig so zwischen Brandenburg und Pfalz- Neuburg getheilt, dass ersteres Kleve, Mark, Raven- stein und Ravensberg, letzteres Jülich und Berg erhielt. Im fränkischen Kreise sind Anspach und Bayreuth 1603 an Johann Friedrich von Branden- burg zurückgefallen, aber an dessen Brüder wieder ausgethan. Im obersächsischen Kreise hat Branden- burg 1575 Beeskow und Storkow von Böhmen und I ° 1618 das Herzogth. Preussen, jedoch ausserhalb des deutschen Reichsverbaudes erhalten. — Nach 3*

4. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 23

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> 7ten Jahrh., mit Gewissheit aber bis aufguntvam, einen elsassischen Grafen, hinaufgeführt, der ver- trieben aus dem Klsass, in der Schweiz eine für dieses Land nicht unbedeutende Macht gründete. Sein Enkel Werner, Bischof von Strassburg, er- baute im Ilten Jahrh. unweit Windisch eine starke Feste und nannte sie Habsburg (Habichtsburg). Dessen Brudersohn Werner, der alleiniger Besitzer sämmtlicher habsburgschen Familiengüter wurde, nannte sic h zuerst Graf von Habsburg 1046. Seine Nachkommen erweiterten dieselben durch Ileirathen und kaiserliche Schenkungen, erwarben auch noch grosse Güter in Schwaben und im Eisass, sowie die fürstliche Würde und nannten sich Landgrafen von Obereisass (Eisass war damals in die obere und niedere Landgrafschaft getheilt, jene hiess zu- weilen Sundgau, diese Nordgau). Sie theilten sich in zwei Linien: Habsburg und Habsburg-Lauffen- burg, welche letztere 1408 erlosch. Aus ersterer stammt Rudolph von Habsburg, der Stifter des österreichischen Hauses. Er besass die halbe Graf- schaft Habsburg, die Schirmvogtei über die sogen, freien Aemter, ererbte 1264 von den Grafen von Kyburg die Grafsch. Kyburg, Lenzburg, Baden, die Landgrafsch. Thurgau, die Städte Winterthur, Sempach, Sursee, Zug, die Herrschaft Windeck (später Landvogtei Gaster benannt) etc., ferner er- warb er die Stadt Lucern, die Grafsch. Grüningen etc. Späterhin kamen noch verschiedene andere Gebiete in den Besitz des Hauses Habsburg; sie wurden schon 1418 und 1474 mit Ausnahme des Friekthals und von Rheinfelden an die Eidgenossen- schaft abgetreten, und 1801 ging auch dieser Rest verloren. Jv? 46. Die habsbur gischen Besitz ungen bei demtoderudolphsv. Habsbur gl 291. Karl d. Gr. hatte gegen die Avaren Avarien oder die Ostmark (Marchia orientalis oder Austri. ----- 23 ------ — woraus im loten Jahrh. Ostirrichi oder Oest- reich wurde) angelegt, sie reichte bis zur Raab; später nahmen die Magyaren einen grossen Theil davon in Besitz, wurden aber nach der unglück- lichen Schlacht auf dem Lechfelde daraus vertrie- den. Die Markgrafsch. Oesterreich kam nun an die Grafen von Babenberg (Bamberg), wurde 1156 durch das Fand ob der Ens vergrössert und zu einem Herzogthum erhoben, wozu 1192 Steyerrnark und 1234 Krain hinzukam. Nach dem Erlöschen des Babenbergschen Hauses 1246 bemächtigte sich dieser Länder Ottokar von Böhmen, er ererbte auch noch 1269 Kärnthen, Histerreich und einen Theil von Friaul. Kaiser Rudolph von Habsburg forderte sie als Lehnsherr für das Reich zurück, besiegte Ottokarn 1278 auf dem Marchfelde, und, da es für unausführbar gehalten wurde, die erledigten Lehen mit der Krone zu vereinigen — wie dies in Frankreich öfter geschehen war, — so helieh er 1282 seine beiden Söhne Albrecht und Rudolph mit Oesterreich, Steyerrnark, Krain und Kärnthen und legte dadurch den Grund zur nachmaligen Grösse seines Hauses. Beide Brüder überliessen jedoch Kärnthen dem Grafen Meinhard von Tyrol, dem Schwiegervater Albrechts, und schlossen 1283 einen Vergleich, durch welchen Albrecht alleiniger Herr wurde. Die habsburgschen Lande hatten 1291 einen Umfang von 1250 Q.-M. Jw 47. Oesterreich beim Tode Ferdinands I. 1564. Albrecht I. war in dem Streben, seine Haus- macht zu vergrössern, nicht glücklich. Er erwarb nur 1301 die schwäbische Markgrafschaft Burgau. Im Begriffe, die schweizerischen Wahlstädte zu unterwerfen, wurde er 1308 bei Königsfelden er- mordet, Seine Nachfolger verloren die Hoheit über die Schweizer nach der Niederlage bei Morgarten 1315, dagegen erwarben sie durch Verheirathung 1324 die Grafsch. Pfytt, 1335 das Herzogth. Kärn- then, 1363 die Grafsch. Tyrol, jedoch mit Aus- nahme von Kufstein, Kitzhühl, Ballenberg; ferner erkauften sie 1365 die Grafsch. Feldkirch und Plu- denz, 1368 den Breisgau, auch erhielten sie 1380 durch Theilnahme an dem Kriege zwischen Ungarn und Venedig die Stadt Triest. Nach dem Tode Sigismunds, des letzten männ- lichen Sprösslings aus dem Hause Luxemburg, erhielt sein Schwiegersohn, der Herz. Albrecht V. von Oesterreich (als Kaiser Albrecht Ii.) das König- reich Böhmen, die Markgrafschaften Mähren und Lausitz und die Herzogthümer Schlesiens. Als alter dessen Sohn Ladislaus Posthumus 1457 kinder- los verstarb, sagten sich jene Lande von Habsburg los und schritten mit Berücksichtigung ihrer eige- nen Adelsgeschlechter zu einer neuen Königswahl. Im Jahre 1453 ertheilte Kaiser Friedrich Iii., um- den Glanz seines Hauses zu erhöhen, diesem die ’erzherzogliche Würde. Seit 1366 war das- selbe in 2 Linien zerfallen, in die albertinische (Oesterreich) und in die leopoldinische, welche sich später in die tyroler (Tyrol, Vorderösterreich) und die steyrische (Steyerrnark, Kärnthen, Krain, Triest, Histerreich) theilte. Die albertinische erlosch 1457 mit Ladislaus, die tyroler 1496, und Kaiser Maxi- milian I. vereinigte nun sämmtliche österreichische Lande. Durch seine Vermählung mit Maria, der hinterlassenen Tochter Karls von Burgund, gelangte er 1477 in den Besitz der reichen und blühenden Niederlande (1500 Q.-M ), ferner erwarb er die Grafsch. Görz, Istrien, 1501 die Grafsch. Kufstein, 1516 die italienischen Confinien, und hinterliess einen Staat von 3550 Q.-M. mit 7 Mill. Einw. Sein Enkel Karl (als Kaiser Karl V.) besass seit dem Tode seines Vaters Philipp (f 1506), der mit der reichen Erbin der spanischen Reiche, Jo- hanna, vermählt war, Castilien und die davon ab- hängenden Besitzungen in Amerika und Afrika

5. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 25

1861 - Glogau : Flemming
25 Luneville 1801 trat er den Etschdistrict und das Fricktlial an der Aar ab, wofür er einen Theil des Bisth. Passau und späterhin die Bisthümer Trient und Brixen erhielt. Nach dem unglücklichen Aus- gang des dritten Coalitionskrieges gegen Napoleon verlor er im Frieden von Pressburg 1805 die kaum erworbenen venetianischen Besitzungen an Frank- reich, — Tyrol, Trident, Brixen, Eichstädt, Burgau etc. an Bayern, — die 5 Donaustädte, Grafschaft Hohenberg, Landgrafsch. Nellenburg, einen Theil vom Breisgau an Württemberg, — den übrigen Breisgau, Ortenau, Constanz an Baden; dafür er- hielt er Salzburg und Berchtesgaden. — Im Frie- den zu Wien 1809 musste er Krain, Friaul, Triest, Istrien, einen Theil von Kärnthen an Napoleon, woraus dieser die illyrischen Provinzen bildete, — ferner Salzburg, Berchtesgaden, das Innviertel und einen Theil des Hausruck-Kreises an Bayern, — Westgalizien, den Zamoscer Kreis von Ostgalizien, Krakau an das Grossherz. Warschau und im Jahre 1810 noch den Kreis Tarnopol an Russland ab- treten. Es verblieben nunmehr Oesterreich noch die östlich des grünen Strichs auf der Karte ge- legenen Länder (vgl. Blatt Xiii. 33). № 49. Oesterreich in seiner jetzigen Ge- stalt. Nach den siegreichen Kämpfen gegen Napoleon wurde Oesterreich für das Verlorene auf dem Wiener Congresse 1814 u. 15 entschädigt. Mit Ausnahme der Niederlande und Vorderösterreichs erhielt es grösstentheils alle seit dem Frieden von Campo Formio abgetretenen Länder zurück, so wie auch das venetianische Gebiet, woraus zwei neue Königreiche, das Lombardisch-Venetianische und Illyrische, ein- gerichtet wurden. Toscana ward eine Secundo- genitur und Modena eine Tertiogenitur des Hauses Habsburg-Lothringen. — Späterhin kam durch die Rhode, histor. Atlas. Territorial - Convention zwischen Oesterreich und Bayern 1816 an ersteres das Hausruck viertel und Salzburg mit Ausnahme von Berchtesgaden. Durch diese Erwerbungen hat Oesterreich in Hinsicht auf Abrundung, Lage und Handel wesentlich gewonnen. Unter Ferdinand I. (1835 — 49) wurde der Oesterreichischen Monarchie der aufgelöste Frei- staat Krakau einverleibt. — Franz Joseph I. musste 1859 die Lombardei an Sardinien abtreten. Blatt Xx. Jw 50. Die Schweiz bis zur französischen Revolution. Während der Völkerwanderung liessen sich in der Schweiz drei germanische Stämme nieder, die Burgunder irn W., welche die hier bereits herr- schende römische Sprache und Sitte annahmen, die Alemannen im N. und die Ostgothen im O., wo seitdem germanisches Volksthum herrschend wurde. Im 6ten Jahrh. kam die Schweiz unter fränkische Herrschaft, 879 ihr westlicher Theil an das burgundische Reich (Herzogth. Klein-Burgund, vgl. Blatt Xxii. Jvs‘ 58), das 1032 Conrad Ii. dem deutschen Reiche einverleibte. Von 1125 bis 1218 hatten die mächtigen Herzoge von Zähringen die Reichs Verwesung über sie. Nach dem Erlöschen dieses Hauses zerfiel sie in eine Menge kleiner Ge- biete ; Freistädte und freie Landgemeinden, Abteien und Bisthümer und eine grosse Anzahl von Herr- schaften standen unmittelbar unter kaiserlicher Ober- hoheit. Im S. erhoben sich die Grafen von Savoyen, im N. die Grafen von Habsburg an Macht über die anderen. Die letzteren hatten die Schirmvogtei über die in den innern Gebirgsgegenden liegenden Waldstätte. Als nun Albrecht I., seit 1298 Kaiser, dieselben der österreichischen Landeshoheit unter- werfen wollte, erneuerten 33 Männer 1307 auf dem Rütli ihren uralten Bund zur Aufrechthaltung der Freiheiten. In der Neujahrsnacht 1308 wurden die österreichischen Vögte vertrieben und deren Burgen eingenommen. Die Waldstätte verlängerten nun 1315 auf ewige Zeiten ihren Bund; nach und nach schlossen sicli ihm auch die übrigen Orte an, und so war die Schweiz im Stande, sich gegen die Angriffe der Oesterreicher (Schl, bei Morgarten 1315, Sempach 1386, Näfels 1389), der Franzosen (Schl, bei St. Jacob an der Birs 1414), Karls des Kühnen von Burgund (Schl, bei Granson, Murten, Nancy 1477) und des schwäbischen Bundes zu be- haupten. Seit dem Frieden zu Basel 1499 wurde sie als ein von Deutschland unabhängiges Land angesehen, aber erst im westphäl. Frieden 1648 als solches förmlich anerkannt. Habsburg verlor im Anfang des 15ten, Savoyen im Anfang des löten Jahrh. die in ihr gelegenen Besitzungen. Im Jahre 1513 erhielten die Eidgenossen für ihre gegen die Franzosen geleisteten Dienste von May- land Bellinzona, die Graubündtner das Velt.lin nebst Claeven und Worms. Die Schweiz umfasste nunmehr: I. die eigentliche Eidgenossenschaft. a. , 13 Orte odercantons: 1) Uri, 2) Schwyz und 3) Unterwalden seit 1308; 4) Lucern seit 1332; 5) Zürich seit 1351; 6) Glarus und 7) Zug seit 1352; 8) Bern seit 1353; 9) Freiburg und 10) Solothurn seit 1481; 11) Basel und 12) Schaffhausen seit 1501; 13) Appenzell seit 1513. — Die Orte 1—4 hiessen die 4 Waldstätte, 1—8 die alten Orte. b. , Die Unterthanen: 23 Landvogteien, die einem oder mehreren Cantonen unterwürfig waren, z. B. Thurgau, Rheinthal, Sargans, Gaster, Baden, die freien Aemter, Granson, die italienischen Landvogteien etc. 4

6. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 153

1865 - Glogau : Flemming
153 Schöffer; und tm Jahre 18g4 hat auch Göthe's Freund, Schiller, ein Denkmal in der Stadt erhalten. — Rings um Frankfurt sind herr- liche Spaziergänge und Anlagen und Hunderte von Land- und Garten- häusern, in der Nähe großer, schöner Wald. Eine lange Brücke, auf welcher eine Statue Karls d. Gr. steht, dem die Stadt ihre Bedeutung verdankt, führt nach dem nahen Sachseuhausen. — Die Sage erzählt, ein König der Franken, mit Namen Chlodwig, habe einmal in einem Kriege eine Furt durch den Main für sich und sein Heer gesucht, aber nirgend gesunden, bis eine Hirschkuh, die durch eine seichte Stelle des Flusses ging, ihm den Weg zeigte; davon habe die Stadt den Namen erhalten, der Franken Furt, Frankfurt. 10. Von Frankfurt kommen wir nach Oppenheim (in Rheinhessen), von da nach Worms. Worms liegt am linken Ufer des Rhein und ist heutzutage eine kleine Stadt, alterthümlich, grau, mit ungefähr 8600 Einwohnern. Sonst war es anders, da hatte es beinahe 8 mal so viel Einwohner, einen Bischof, großen Handel und war eine freie Reichsstadt (wie auch Frankfurt a. M. u. a.). Seit Jahren geht man damit um, in der Stadt ein Denkmal zu errichten Luthern zu Ehren, der hier 1521 vor Kaiser und Reich stand und so schön und muthig sprach. 8 8. Von Bamberg nach München. 1. Nun wollen wir uns ein wenig in den südlichen Ländern um- sehen. Von Bamberg reisen wir aus. Das ist eine kleine, freundliche Stadt, in fruchtbarer, anmuthiger Gegend, von Obstbäumen, Blumen- beeten, Gemüse- und Getreidefeldern wie von einem Garten umgeben, von der Regnitz durchschnitten, einem Flusse, der einen nördlichen Lauf hat und sich unterhalb der Stadt in den Main ergießt. In dem großen Dom von Bamberg ruhen in reich mit Edelsteinen geschmückten Särgen der deutsche Kaiser Heinrich Ii. der Heilige, und seine Gemahlin Kuni- gunde, die ihn erbaut. Auf der andern Seite des Domplatzes steht das Schloß, auf der Höhe über der Stadt das Kloster Michelsberg, von dem man eine wundervolle Aussicht hat auf die freundliche Stadt und Gegend und das Silberband des Flusses, dessen Lauf das Auge Meilen- weit verfolgen kann. Von Bamberg reisen wir nach Erlangen, das wie Bamberg an der Regnitz liegt und eine Universität hat. Von Er- langen nach Nürnberg. Das liegt an der Pegnitz, welche von Osten kommt und in die Regnitz sich ergießt. Also: Pegnitz, Regnitz, Main, Rhein. Die Stadt ist sehr alt, das sieht man an den engen und un- regelmäßigen, oft abschüssigen Straßen und an den mächtigen Giebel- wänden, den vorspringenden, meist sehr kunstvollen Erkern und dem mannig- fachen Schnitzwerk der Häuser, den riesigen, runden Thürmen über den Thoren. Sie hat einen vielfachen Ruhm in Gewerben und Künsten. Von Alters her ist sie berühmt durch ihre Spielwaareu, die in alle Welt versendet werden, nach dem Sprüchwort: Nürnberger Tand geht durchs ganze Land. Bekannt sind die Nürnberger Pfefferkuchen, auf die man

7. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 158

1865 - Glogau : Flemming
f — 158 - könnt ihr euch,ein wenig ausruhen. Bavaria heißt auf deutsch Vaiern, und die Figur soll des Landes und Volkes Macht und Kraft und Größe darstellen. Barern ist berühmt in der ganzen Welt durch sein gutes Bier, und die Barern sind die besten Biertrinker. Es werden im Lande jährlich an 8 Millionen Eimer gebraut, und davon trinkt München allein jährlich ungefähr 28 Millionen Maaß. Schon am frühen Morgen sind die zahlreichen Bierhäuser voll von Gästen und mit dem Nachmittag und Abend mehrt sich ihre Zahl; da sitzen Junge und Alte, Vornehme und Ge- ringe, Männer und Frauen und Mädchen friedlich durch einander und trinken ein Töpfchen nach dem andern unv lassen sich dazu von Sängern, Harfen, Flöten und Geigen ein wenig Musik machen; doch schmeckts ihnen auch ohne das, wenn's nur an Rettigscheiben nicht mangelt. Ein Hauptvolksfest, zu dem sich Tausende drängen, ist am 1. Mai jedes Jahres, da wird der Bockkeller eröffnet und das erste Frühlingsbier verschenkt. — Der Fluß, an welchem die Stadt liegt, heißt die Isar; der schön grüne, aber reißende Fluß entspringt auf den Alpen, nimmt einen nördlichen, später nordöstlichen Lauf und mündet auf der rechten Seite der Donau. Einige Meilen südlich von München befinden sich mehrere große, schöne und merkwürdige Seeen, auch liebliche Buchenwätdchen und große frische Gras- flächen, aber auch Meilenweite Strecken unfruchtbares Moorland (Moose oder Riede genannt). Das Klima von München ist im Ganzen rauh, rauher als in nördlicheren Gegenden; das macht die Hochebene, denn München liegt 15005 Augsburg u. Regensburg über 1000' über dem Meere. 6. Von München nach Augsburg. Augsburg liegt an dem Lech, der auch von den Alpen kommt und in nördlichem Lauf, wie die Isar, auf der rechten Seite der Donau mündet. Südlich von der Stadt breitet sich eine unabsehbare, 9 Stunden weite Ebene aus, ohne Bäume, ohne Hügel, öde und unfruchtbar. Durch diese Ebene nimmt der Lech seinen Weg, und darum heißt sie das Lechfeld. Auf diesem Felde hat einmal vor mehr als 900 Jahren (955) Kaiser Otto I. (den ihr ja von Magdeburg her kennt) einen großen Sieg über ein schreckliches, wildes Reitervolk, die Ungarn, gewonnen. Die Stadt war im Mittel- alter eine freie Reichsstadt und, wie so manche der vorgenannten, viel größer und reicher durch Handel und Gewerbe, als heutzutage, wo der Handel andre Wege, hauptsächlich zur See, gefunden hat. Doch ist noch jetzt manche Pracht darin zu sehen: ein Saal in dem großartig schönen Rathhaus, der g old ne Saal, ist mit Gold und goldnen Sachen aufs Herrlichste ausgeschmückt, und in den Straßen sind viele große Läden mit kostbaren, künstlichen Gold- und Silberwaaren von aller Art und Größe. Ein Stadttheil heißt die Fugger ei. Es lebte nämlich in alter Zeit in der Stadt ein Kaufmann, Namens Fugger. Das war ein un- ermeßlich reicher Mann, und sogar der Kaiser Karl V. lieh von ihm in Zeiten der Noth. Und einmal als ver Kaiser zu Besuch bei ihm war und saß mit ihm an dem Kamin, das mit Zimmetrinde geheizt war, da nahm der Fugger die Schuldverschreibung und warf sie in das kostbare Feuer; nun war ihm der Kaiser nichts mehr schuldig. Die Fugger haben nun für die Armen in der Stadt 51 Häuser gebaut, darin wohnen

8. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 159

1865 - Glogau : Flemming
159 - viele hundert Familien und brauchen nichts dafür zu zahlen; dieser Stadt- theil heißt eben die Fuggerei. Im Jahre 1530 war in Augsburg ein großer Reichstag, da haben die Fürsten, die zu Luthers Lehre sich hielten, vor Kaiser Karl V. ihr Glaubensbekenntuiß vorgetragen, das auch noch das unsere ist. 7. Das Land, in dem wir bis jetzt gereiset sind, Baiern, ist 1400 □Üji. groß und hat zur Grenze im Westen Würtemberg, Baden, Hessen, im Osten Oestreich, Böhmen und Sachsen und den Böhmer- wald, im Norden Reuß, Coburg und Meiningen, im Süden Tyrol und die Alpen. Das Land ist zum größten Theil gebirgig. Wir merken uns davon das Fichtelgebirge im No., auf welchem der Main entspringt; den Spessart im Nw. zwischen den letzten Krümmen des Main, Würzburg und Frankfurt; an der Nordspitze des Landes, zwischen Werra und Fulda (S. 117) das Rhöngebirge, darin das schöne, berühmte Bad Kissingen; und den fränkischen Jura. Das Uebrige ist wellige oder hügelige Hochebene. Südlich von der Donau erstreckt sich die be- schriebene bairische Hochebene und von dieser südlich die bairischen Alpen (siehe Z 9). Das Land nördlich von der Donau ist im Ganzen fruchtbarer und hat milderes Klima, als die südliche Hochebene. Die schönsten Gegenden sind in dem Thale, durch welches der Main fließt, da wird, wie um Würzburg, auch Wein gebaut. Ein kleiner, be- sonders fruchtbarer und anmuthiger Theil liegt an dem linken Ufer des Rhein, der heißt die Rheinpfalz oder Rheinbaiern; darin Speier, am Rhein, in dessen Dom viele deutsche Kaiser begraben sind und deren Statuen stehen. Der östliche Theil der Pfalz am Rhein ist Ebene, der westliche gebirgig. Die bedeutenden Flüsse von Baiern haben wir alle schon kennen gelernt. Die beiden größten sind die Donau und der Rhein. Zum Gebiet der Donau gehört in Baiern die Iller, der Lech (Augsburg), die Isar (München), der Inn (Passau); diese vier münden in die Donau auf der rechten Seite und kommen von Süden, von den Alpen. Die Altmühl kommt von Norden und mündet in die Donau auf deren linkem Ufer. Ebenso der Regen (Regensburg) zwi- schen Böhmerwald und Bairischem Wald. Zum Gebiet des Rheins gehört in Baiern der Main (Würzburg), in welchen die von Süden kommende Regnitz (Bamberg) mündet; die Regnitz nimmt von Osten her die Pegnitz (Nürnberg) auf. Von den Einwohnern ist die Mehr- zahl katholisch. Baiern ist ein Königreich. Die königl. Familie stammt aus dem Geschlecht der Wittelsbacher. Der jetzige König heißt Lud- wig Ii., Sohn des 1864 verstorbenen Königs Maximilian Ii. (Welche Städte des Landes haben wir kennen gelernt, und an welchen Flüssen liegen die einzelnen?) 8. Von Augsburg nach Ulm. Ulm liegt in schöner, fruchtbarer Ebene an der Grenze von Baiern, an der Mündung der Iller in die Donau. Schon aus dieser Lage können wir schließen, daß die Stadt viel Handel treibt; er geht von hier auf der Donau nach Wien, von der Donau nach dem Neckar und Rhein, nach der Schweiz, Frankreich, 5^ol- land. Dampfschiffe können bei Ulm die Donau noch nicht befahren.

9. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 160

1865 - Glogau : Flemming
160 Aber desto mehr sehen wir auf ihr Flöße, die Menschen und Güter be- fördern. Sie sind bis zu 100 Klaftern lang und haben in der Mitte eine Hütte, neben der ein Feuer brennt. Der Flößknechte auf solch einem Fahrzeug sind bis 20; sie stehen unter einem Oberflößer. Die Fahrt ist durch die reißenden Strömungen und durch das Steingeröll des Fluß- bettes oft sehr erschwert, zumal aufwärts. Da helfen denn weder Ruder noch Segel. Es werden gewöhnlich mehrere Flöße hinter einander zusammengekoppelt. An dem vordersten, dem stärksten, sind lange Zieh- leinen befestigt, die bis an beide Ufer reichen, wo an sie Pferde gespannt werden, oft 20 bis 60. Sie sind von einer besonders starken Race und werden je 2 von einem „Roßbuben" gelenkt, die Roßbuben stehen unter dem „Vorreiter". Trotz aller Vor- und Aufsicht rennen die Flöße sich oft auf Sandbänken fest und müssen dann erst so weit ausgeladen werden, bis sie leicht genug sind, die schwierige Stelle zu passiren; und das dauert mehrere Tage. Von den Sachen, die Ulm in Handel bringt, merken wir uns Pfeifenköpfe (Ulmer Maserpfeifenköpfe), das Ulmer Zuckerbrod, und Schnecken. Die Schnecken werden in den Wäldern ge- sammelt, gemästet und dann in große Fässer gepackt zu vielen Tausenden auf den Schiffen nach Italien, nach Wien u. s. w. versendet und ver- kauft; man ißt sie, eigenthümlich zubereitet, als Delikatesse. Manchmal pressen die Thiere unterwegs die starken Fässer aus einander, das ist dann ein Gekrabbel. Ulm ist eine sehr alte, alterthümlich gebaute Stadt. Das großartigste Gebäude ist sein Münster (andre in Straßburg, Köln, Magdeburg, Halberstadt, Freiburg rc.) mit einem sehr dicken Thurm, so dick, wie kein andrer deutscher Dom ihn hat. Ulm ist eine Bundesfestung. Es ist schon früher von dem deutschen Bund die Rede gewesen. Um die Staaten, die zu ihm gehören, gemeinsam zu schützen, ist in 5 starke, feste Städte Militair von verschiedenen deutschen Ländern gelegt. Diese 5 Städte sind Luxemburg (westlich von der Mosel, von Trier, Haupt- stadt des Großherzogthums d. N.), Landau (in Rheinbaiern), Rastatt (in Baden), Mainz (im Großherzogthum Hessen) und Ulm. In Ulm liegt östreichisches, würtembergisches und bairisches Militair. — Von Ulm nach Stuttgart. Das ist eine große und schöne Stadt, in einem Thäte gelegen zwischen herrlichen Wald- und Weinbergen. Unweit der Stadt fließt der Neckar, der auf dem Schwarzwald entspringt, zwischen schönen, mit Wäldern, Weinbergen und prächtigen Schlössern und Ruinen ge- schmückten Ufern lieblich dahingeht und in den Rhein auf dessen rechter Seite mündet. Die Stadt hat ein großes, schönes Schloß und dabei einen reizenden Park mit vielen schönen Statuen und einem Teich, auf welchem stolze Schwäne schwimmen. Vor dem alten Schlosse steht eine Statue von Friedrich Schiller. 9. Stuttgart ist die Hauptstadt des Königreichs Würtemberg. Der König Karl regiert seit 1864. Die Grenzen des Landes sind im Osten und Norden Baiern, im Westen Baden, im Süden Baden und der Bodensee (an welchem Friedrichshafen). Würtemberg hat 354 siljm. Es ist ein reich gesegnetes, wundervolles Land, zum größten Theil ge- birgig und hügelig, zwischen den Bergen und Hügeln weite, schöne, frucht-

10. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 161

1865 - Glogau : Flemming
— 161 bare Thäler; Holz, Getreide, Flachs, Obst und Wem in Fülle. Der südliche Theil gehört zu der Hochebene im Süden der Donau, von der oben schon die Rede gewesen, sie heißt hier die schwäbische Hoch- ebene. Die Gebirge sind der Schwarzwald und der schwäbische Jura. Von jenem später. Der schwäbische Jura oder die rauhe Alp, eine breite, meist öde Bergplatte, liegt zwischen der Donau und dem Neckar, zwischen Ulm und Tübingen. An der nördlichen Seite hat dieses Gebirge eine Menge Kegelförmige, kahle, weiße Berge, die von der Hauptmasse des Gebirges getrennt sind und auf ihrem Gipfel meistens Ruinen alter Burgen oder noch bewohnte Burgen und Schlösser tragen. Eine dieser Höhen heißt der Hohenstaufen, in dessen Schlosse das hochberühmte Geschlecht der Hohenstaufischen Fürsten und Kaiser seinen Stammsitz hatte, einer der Hohenzollern (S. 190), von dem die Familie der preußischen Fürsten und Könige gekommen ist, einer der Hohenneufen, ein andrer der Achalm, dessen Burg davon den Namen haben soll, daß hier einst ein Ritter ermordet wurde und sterbend aus- rief: Ach, Allm — (Allmächtiger, wollte er sagen) rc. Das Innere der Alp ist sehr zerklüftet, es gehen überall hin Höhlen und Gänge, in welche das Wasser zu gewissen Zeiten hinabzieht. Die Höhen des Gebirges sind nicht fruchtbar und haben so wenig Wasser, daß man sich mit in Gruben (Cisternen) gesammeltem Wasser behelfen muß. Auch Metalle hat der Jura sehr wenig; aber viele Versteinerungen und in den Höhlen schöne Tropfsteinbildungen. — Die Hauptflüsse des Landes sind die Donau, die nach No. geht und bis Ulm in anmuthigem Thäte den Südabhang des schwäbischen Jura begleitet, und der Neckar, der einen vorherrschend nördlichen Lauf hat und den Nordabhanz des schwäbischen Jura bespült. An letzterem liegt Tübingen mit einer berühmten Uni- versität, Ludwigsburg mit einem Schlosse, Heilbronn, von einem Brunnen so genannt, den man unter dem Altar einer Kirche sprudeln hört, und von Heilbronn nicht weit Weinsberg mit einer Burgruine. Dieser Ort erinnert uns an eine kleine Geschichte. Weinsberg wurde einmal von dem Kaiser Konrad Iii. hart belagert; die Stadt kam endlich in große Noth und bat um Gnade. Aber der Kaiser war auf die Stadt sehr erzürnt und sprach: nein, die Weiber mögen leben bleiben und sollen mit ihren besten Schätzen von dannen ziehen, aber die Männer, die an dem langen Kriege Schuld sind, sollen, so viel ihrer drin sind, über die Klinge springen. Und am andern Morgen kamen die Frauen aus der Stadt herausgezogen, eine nach der andern, jede ihren Mann auf dem Rücken; denn das waren ihre besten und liebsten Schätze. Da lachte der Kaiser und ließ um der treuen, klugen Weiber willen auch den Män- nern Gnade widerfahren. Die Würtemberger sind ein biederherziges, wackeres Volk von heiterem Sinn und vielen Gaben. Sie haben aber eine eigne Aussprache, und wenn du aus der Fremde dahin kommst, kostets eine gute Weile, ehe du die Leute verstehst und sie dich. Aber daß es ein liebes, gutes Volk ist, kannst du, auch an der Sprache, schon den ersten Tag merken. In alter Zeit gab es ein deutsches Land, das hieß Schwaben. Du fludest jetzt den Namen nicht mehr auf der Karte, Kriebitzsch, Geographie. \\
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